Das 500-jährige Bestehen wurde vom 1. bis zum 3. Juli 1922 groß gefeiert. Protektor war Oberbürgermeister Gielen. Monsignore Dechant Krichel, Oberpfarrer Lingnau, Monsignore Dr. August Pieper, die Fabrikanten Franz Brands und Oskar Kühlen sowie der Kommerzienrat August Monforts, um nur einige zu nennen, gehörten damals dem Ehrenausschuss an. Präsident war Wilhelm Jansen und Jubelkönig Peter Schmitz. Drei Tage dauerten die Festlichkeiten, das Festbankett wurde nach dem feierlichen Hochamt im Münster um 11 Uhr in der Kaiser Friedrich Halle abgehalten. Am Festzug beteiligten sich nicht weniger als 27 Bruderschaften, unter anderem auch die gleichnamigen Vitusbruderschaften aus Oberniedergeburt Pesch, aus Oberniedergeburt Eicken und natürlich die heutige vereinigte Laurentiusbruderschaft, wie im Festbuch nachzulesen ist. Waldhausen war mit der Sebastianus-Bruderschaft vertreten. Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, liegen uns fast lückenlose Aufzeichnungen und Erkenntnisse vor. Es konnten nämlich umfangreiche Akten in einem der Bruderschaft gehörenden Lagerraum sichergestellt und sachgerecht archiviert werden. Ebenfalls hat Albert Kremer umfangreiches Material, Bilder und Zeitungsberichte für den Zeitraum von 1955 bis 1992 an das Archiv weitergegeben. Die erste Generalversammlung nach dem Krieg fand am 10. April 1949 im Lokal Haus Poschen am Marktstieg statt. Nach Begrüßung und Totenehrung sprachen sich die Anwesenden für ein Weiterbestehen und für einen Ausbau der vereinigten Bruderschaft aus. Weiterhin wurde ein Vorstand gewählt und Carl Josef Winkels als Vorsitzender bestätigt. Als Tag des ersten Vogelschusses nach dem Krieg wurde der 15. Mai 1949 festgelegt. Austragungsort sollten die Anlagen des Kolpinghauses sein.
Bereits im März des Jahres 1955 bemängelte Präsident Winkels anlässlich der Jahreshauptversammlung die schlechte Beteiligung der älteren Mitglieder an den Veranstaltungen und man erwog daher, die Aufzüge oder auch die ganze Prunk wegfallen zu lassen. Gott sei Dank konnte dieses Szenario zunächst abgewendet und im Folgejahr 1956 anlässlich der Prunk sogar eine neue Vitusfahne feierlich im Münster gesegnet werden.
Carl Josef Winkels legte zur Jahreshauptversammlung 1958 nach zwölfjähriger treuer Pflichterfüllung, wie sein Nachfolger Josef Ungerechts in einem Dankesbrief schrieb, sein Amt nieder. Jener Carl Josef Winkels, wohnhaft auf der Rathausstraße und von Beruf Gold-und Silberschmied, blieb der Bruderschaft jedoch weiterhin eng verbunden und restaurierte wenige Monate später, wie eine auf den 30. April 1958 datierte Rechnung belegt, das komplette 16-teilige Bruderschaftssilber. Die hierfür benötigten 47,5 Arbeitsstunden ließ er sich zu einem Sonderpreis von nur DM 2,50 je Stunde vergüten. Für den Vogelschuss und die Kirmesfeierlichkeiten 1958 wurde das Westender Tambourkorps verpflichtet. Bei der Heiligtumsfahrt vom 14. bis 22. Juni 1958 trugen selbstverständlich je vier Schützenbrüder bei der Schlussprozession die wertvolle Vitus-sowie die Laurentiusbüste.
In einem Schreiben vom 7. Dezember 1959 an den historischen Schützenbund in Köln berichtet Präsident Ungerechts, dass man zur Zeit nicht in der Lage sei, die ausstehenden Mitgliedsbeiträge zu entrichten. „Unsere Bruderschaft ruht augenblicklich ganz“ war im Schlusssatz zu lesen. Es wurden dennoch weiterhin Generalversammlungen abgehalten, Kirchendienste geleistet und sich an der Fronleichnamsprozession beteiligt. Prunkfeierlichkeiten fanden allerdings nicht mehr statt.
In einem persönlichen Brief vom 27. Juni 1961 an Oberbürgermeister Wilhelm Maubach, wurde um finanzielle Hilfe gebeten, um junge Leute für die Mitarbeit in der Bruderschaft zu begeistern, da die Älteren für eine Beteiligung an den Umzügen usw. nicht mehr zu gewinnen seien. Dieser Bitte wurde nicht entsprochen, „Da damit ein Sonderfall geschaffen würde, der Berufungsfälle nach sich ziehen kann, deren Umfang nicht zu übersehen ist“.
In der Mitgliederversammlung vom 15. April 1962 wurden Josef Ungerechts als Präsident, Carl Schmitz als Schriftführer und Christian Schaefer als Kassierer einstimmig gewählt. Die Rheinische Post berichtet zwei Tage später, dass infolge der geringen Mitgliederanzahl auch der Schützenkönig Gerhard Gerlings sowie seine Minister auf dieser Versammlung gewählt, statt durch Vogelschuss ermittelt wurden. Von einem öffentlichen Aufzug anlässlich der Kirmes wurde hingegen Abstand genommen, da die Voraussetzungen hierfür fehlten. Zwar hatte die Bruderschaft zu diesem Zeitpunkt immerhin noch 58 Mitglieder und fünf Jungschützen, doch der Kassenbestand betrug lediglich DM 57,85.-, wie Kassierer Christian Schaefer dem Präsidenten Josef Ungerechts in seinem Rücktrittsschreiben mitteilt. Auch im Jahre 1964 wurde durch die Generalversammlung beschlossen, von einem öffentlichen Aufzug zur Kirmes Abstand zu nehmen. Es fand jedoch ein Familienausflug in die Eifel statt. An der Heiligtumsfahrt 1965 wurde durch das Tragen der Vitusbüste anlässlich der Prozession teilgenommen.
Für den 23. Mai 1966 wurde um 20 Uhr zu einer „Außerordentlichen Generalversammlung“ in das Jugendheim Krichelstaße geladen. Die Einladung endet mit folgendem Schlusssatz: „Wegen der Wichtigkeit der Tagesordnung und vor allem, um das Bruderschaftswesen in Mönchengladbach-Stadtmitte wieder aufleben zu lassen, wird um vollzähliges Erscheinen gebeten“. Gezeichnet haben Kaplan Merkelbach als Präses und Josef Winkels als kommissarischer Präsident.
Nach achtjähriger Pause wurde 1967 mit Anton Küppers wieder ein Schützenkönig durch Vogelschuss ermittelt. Auf einer allgemeinen Mitgliederversammlung vom 3. Juli 1967 bei Tucher waren 15 Mitglieder anwesend, hierunter auch der reaktivierte ehemalige Präsident Carl Josef Winkels und Klaus Dahmen, welcher uns bis heute als Ehrenmajor die Treue hält. Nach zehnjähriger Pause wurde am 15. und 16. Juni 1968 mit dem sogenannten Vitusfest wieder eine Prunk gefeiert.
Zum Jubeljahr 1972 aus Anlass des 550-jährigen Bestehens der Bruderschaft konnten als Schützenkönig Kurt Zerrhahn, damaliger Geschäftsführer der Hannen Brauerei, und als seine Brudermeister/Minister Theodor Bolzenius und Kurt Beines ermittelt werden. Das gelungene Jubelfest bedeutete für die Bruderschaft einen kurzen Aufschwung. Ein Jahr später war Max Wieczorek vom damaligen Modehaus Wico König in der Oberstadt.
Trotzdem waren auch die nächsten Jahrzehnte geprägt durch mancherlei Schwierigkeiten, wie in den Unterlagen nachzulesen ist. Im Jubiläumsjahr 1997 wurde anlässlich des 575-jährigen Bestehens eine neue, wertvolle Fahne angeschafft und der Bruderschaft durch Oberbürgermeister Heinz Feldhege und Präsident Ferdi Stappen im Rathaus Abtei vorgestellt.
Die Strukturen in der Oberstadt sind geprägt durch immer mehr Geschäfts-, anstatt Wohnhäusern. Der damit einhergehende Wegzug zahlreicher Oberstadtbewohner bereitet der Bruderschaft bei ihrem Anliegen, neue Mitglieder anzuwerben und den Mitgliederschwund der vergangenen Jahre zu kompensieren, bis heute erhebliche Schwierigkeiten. Trotz intensiver Bemühungen der verantwortlichen Vorstände, das Bruderschaftsleben aufrecht zu halten, ist der aktuelle Mitgliederbestand auf rund 25 Aktive und Passive gesunken, von denen rund zehn in den letzten drei Jahren neu gewonnen werden konnten. ( Stand 2018 wieder 60 Mitglieder)
Aus Altersgründen sind Teile des letzten Vorstandes, darunter Präsident Dieter Ruckes, Kassiererin Marlene Ruckes und die 2. Kassiererin Helga Blankertz nicht mehr zur Wahl angetreten. Alle drei sind wegen ihrer besonderen Verdienste um den Erhalt der Bruderschaft einstimmig auf der letzten Generalversammlung zu Ehrenmitgliedern ernannt worden.
Der neu gewählte Vorstand 2016 unter Präsident Eberhard Boekers ist angetreten das wertvolle uralte Erbe mit einer wechselvollen Geschichte auch der nächsten Generation zu erhalten. Das 600-jährige Jubelfest soll 2022 mit wieder gefestigten Strukturen und einem gestärkten Mitgliederbestand würdig begangen werden. Wir laden alle, besonders die Anwohner in der Oberstadt, aber auch Freunde und Gönner, dazu ein, Mitglied zu werden, um dieses nicht mehr ferne Ziel zu erreichen und um dieser altehrwürdigen, von je her an der Münsterkirche beheimateten Bruderschaft wieder eine Zukunft zu geben. Auch der neue Propst, Dr. Peter Blättler, hat dies erkannt und bereits kurz nach seinem Amtsantritt das Präsesamt gerne übernommen.
Mönchengladbach, im Mai 2016
Willi Kempers